Gegen Rassismus und Intoleranz
Bündnis für Demokratie und Toleranz Wiesloch lud zur Mahnwache
Nach den rassistisch motivierten Morden von Hanau, die viele Menschen erschütterten, fanden bundesweit Mahnwachen statt. Auch das Wieslocher Bündnis für Demokratie und Toleranz rief ebenfalls zu einer Mahnwoche auf den Adenauerplatz ein. Eine Woche nach der Tat kamen nach Polizeiangaben 300 Menschen.
Für das Bündnis begrüßte Adrian Seidler und begründete weshalb solche eine Mahnwache wichtig sei. Es gehe nicht nur um Solidarität mit den Opfern und den Angehörigen. Zum einen ist es wichtig zu demonstrieren, dass die demokratische Mehrheit Ausgrenzung, Intoleranz und Hass nicht dulden. Zum anderen sei es wichtig Mitbürgern mit Migrationshintergrund, die sich hier nicht mehr so sicher fühlen zu zeigen, dass „sie keine Fremde sind, sondern ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft“. Die Welt ist auch vor Hanau nicht in Ordnung gewesen. Nicht nach dem Anschlag in Halle, dem Mord an Walter Lübcke, dem Aufdecken rechtsradikaler Netzwerke und dem Hass, der Ausgrenzung, dem Anti-Semitismus, die wir jeden Tag im Internet erleben. Es sei wichtig sich dem entgegen zu stellen. Nicht aus der geschichtlichen Verantwortung, sondern weil es menschlich sei.
Oberbürgermeister Dirk Elkemann sprach von der Fassungslosigkeit vor der Menschenverachtung und dem Rassismus. „Wir sind aber nicht sprachlos, wir sind nicht tatenlos.“ Elkemann gedachte den Opfern und den Angehörigen, die die Frage nach dem „Warum“ stellten. Als Vertreter einer weltoffenen Gesellschaft müsse man den Rassisten und den verwirrten Köpfen entgegen schmettern „Wir sind die Mehrheit“. Er appellierte auch an die Menschen die eigenen Worte stets gut zu bedenken. „Denn Worte können verletzen und können eine Atmosphäre schaffen in denen Menschen sich nicht mehr frei fühlen.“ Alle seien daher Teil des Problems, aber auch Teil der Lösung.
Pfarrer Alexander Hafner, der für die katholische und die evangelische Kirchengemeinde sprach, stellte die Frage, ob man die Tat von Hanau fremdenfeindlich nennen könne, wenn es Menschen trifft, die hier zu Hause sind. „Wer ist hier fremd? Und wer ist hier der Feind?“ Es geht um Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit. Er zitierte einen Brief aus dem ökumenischen Arbeitskreises in dem den Moscheegemeinden und den Freunden des multireligiösen Gebets Mitgefühl und Solidarität ausgesprochen wurde.
Die Vorsitzende der alevitischen Gemeinde wandte sich in sehr persönlichen Worten an die Menschen. Sie berichtete wie sie sich, als jemand der in Heidelberg geboren wurde, in den letzten Tagen die Fragen „Wo gehöre ich hin?“ und „Bin ich kein Teil von Euch?“ stellte. Diese Angst dürfe man nicht gewinnen lassen. Heute ginge es darum ein Zeichen zu setzen. Sie wünschte sich diesen traurigen Anlass zu etwas guten werden zu lassen und mit einem Fremden ins Gespräch zu kommen, ihn näher kennenzulernen. Nur wenn man näher zusammenrücke, können wir für ein friedliches Zusammenleben sorgen.
Turan Öcalan, der für die Moscheegemeinden aus Wiesloch und Walldorf sprach, bedauerte den traurigen Anlass. Die Moscheegemeinden fühlten sich aber durch so viele unterschiedliche Menschen, die an dem Abend zusammengefunden haben, gestärkt. „Trotz aller Trauer“ werde man sich als Gesellschaft nicht teilen lassen und deren Hass sei der Ansporn für noch stärkeren Zusammenhalt. Er erinnerte an die jungen Menschen, die so unerwartet den Tod fanden und dankte allen Teilnehmern der Mahnwache.
Nach dem Anzünden von Kerzen und einem stillen Gedenken beschloss Jan-Peter Oppenheimer vom Bündnis die Mahnwache und erinnerte daran, wie wichtig es sei zusammen zu stehen. Insbesondere „in Zeiten in denen es dunkler wird.“ Hierzu möchte das Bündnis für Demokratie und Toleranz beitragen und benötigt hierbei aktive und passive Unterstützung durch eine breite Mehrheit der demokratischen Zivilgesellschaft.
Mitwoch 26.02.2020, 18:00 Uhr, Wiesloch Adenauerplatz
Bilder: © by H&B Pressebild Pfeifer